Briefe & Berichte von unsere Praktikantin Fine aus Nanga-Eboko (Kamerun)

Die Reise nach Nanga-Eboko (Kamerun)

In September 2011, ist die Fine nach Nanga-Eboko in (Kamerun) geflogen, um Marie-Christine in dem Waisenhaus zu unterstützen. Wir wünschen ihr viele, viele reichen Erfahrung mit den Kindern und den alten Menschen.



Stand: September 2011

Hallo ihr Lieben,

 

Ich bin gut in Nanga Eboko angekommen!

Ich weiss gar nicht, was ich euch zuerst berichten soll. Es ist so viel passiert in den paar Tagen… Alles ist so neu, aufregend, anders und teilweise erschreckend…

 

Der Flug war ganz angenehm. Der Flughafen von Yaounde ist winzig. Als ich endlich durch die ewig langen Passkontrollen durchgekommen bin, hat mich Serge abgeholt, der Mann von Marie-Christine. Marie-Christine ist die Chefin der Organisation, bei der ich arbeite. Bei ihrer Familie wohne ich auch.

 

Wir mussten erstmal in Yaounde übernachten, weil wir den Bus verpasst haben. Zum Abendbrot habe ich dann das erste Mal Magnioc gegessen, eins der Hauptnahrungsmittel hier. Dazu gab es Kochbananen. (sehr lecker!!)

 

Am nächsten Morgen ging’s es um 6 Uhr los. Ein Taxi hat uns bis zum “Busbahnhof” gebracht. Der Bus, mit dem wir nach Nanga Eboko fuhren, stammt aus der Zeit des 2. Weltkriegs (erklärte mir Serge).

 

Es quetschten sich so viele Menschen wie möglich rein und auf das Dach wurde das gesamte Gepäck geschnallt.

 

Für eine Strecke von ca. 150km haben wir 4 ½ Stunden gebraucht… Die Straße ist nur bis zur Hälfte betoniert, der Rest ist festgefahrener Lehmboden mit zigtausend Schlaglöchern.

 

Im « centre ville » von Nanga Eboko angekommen, wurden Serge und ich von 2 Motorrädern abgeholt (das sind hier die gängigen Verkehrs- und Transportmittel) und zum Campus gebracht.

 

Ich wurde sehr herzlich von meiner neuen Gastfamilie begrüßt.

 

Nach dem Essen hat Marie-Christine mir das behelfsmäßige Waisenhaus gezeigt, die Kinder und Betreuer vorgestellt und viel erklärt und erzählt.

 

Danach wurde ich von den Kindern über den Campus geführt.

 

Der Campus ist riesig. Es gibt mehrere Schulen (Collège, Maternel..), Internate, Universitätsgebäude, eine Art Mensa, 2 Kirchen, Wohnhäuser für die Angestellten, eine Bibliothek… Überall laufen Ziegen, Schafe, Hühner und Hunde rum, die anscheinend allen gehören.

 

Die Kinder stellten mir 1000 Fragen, wollten wissen, ob ich dies oder jenes kenne, ob ich schon mal einen richtigen Star aus dem Fernsehen gesehen habe (ich hab erzählt, dass meine Schwester schon einige gesehen hat – da haben sie mich mit großen, leuchtenden Augen angeguckt. ;) ).

 

Um 18 Uhr wird es hier schon dunkel, spätestens um 19 Uhr ist es stockfinster und alle sollen zu Hause sein.

 

Draußen kann man dann eh nichts mehr sehen und sich auch nicht mehr richtig unterhalten, weil die Grillen so unglaublich laut sind, dass einem die Ohren dröhnen!

 

Die Familie ist unheimlich nett. Die Menschen hier sind so herzlich und fröhlich, lachen, tanzen und singen viel und begrüßen mich immer.

 

Die Landschaft ist wunderschön. Alles ist grün, überall sind Palmen und Bananenbäume, bunte Vögel und wenn es dunkel wird schwirren ganz viele Glühwürmchen über die Wiesen…

 

Ich finde grad gar nicht die richtigen Worte, um diese Atmosphäre, diese magischen Momente zu beschreiben...

Bis dahin seid alle lieb gedrückt

 

Liebste Grüsse

Fine

Nanga-Ebooko, Stand: Oktober 2011

Salut à tous


Seit meinem letzten Bericht ist schon wieder ein Monat vergangen. Mir kommt es noch gar nicht so lange vor, die Zeit vergeht hier so rasend schnell…
Inzwischen hab ich mich ganz gut eingelebt und eine Art Alltag hat sich eingeschlichen.


Mein Tag beginnt meistens um 6h. Wenn es nicht gerade geregnet hat und der ganze Campus unter Wasser steht, machen Marie-Christine und ich Frühsport ;) Morgens, wenn die meisten noch friedlich schlummern, ist die Geräuschkulisse vom Urwald am schönsten! Alles zwitschert, schnattert, schwirrt umher… vergleichbar mit den imitierten Geräuschen vom Tropenhaus im Zoo. ;)


Um 8h sind alle aus dem Haus und ich bin bis mittags allein. In der Zeit bereite ich den Unterricht für den Nachmittag vor und erledige Büroarbeiten  für die Organisation.
Gegen 15h bin ich dann meistens im Waisenheim und unterrichte die Kinder. (Eigentlich ist es mehr eine Art Nachhilfeunterricht) Jeden Tag ist eine andere Klasse dran. Die Arbeit mit ihnen macht unglaublich viel Spaß! Den Kleinsten (4-6 Jahre) bringe ich lesen und schreiben bei.

 

Die Älteren (7-13 Jahre) lasse ich Matheaufgaben rechnen, Diktate schreiben, Verben konjugieren, die Regionen Kameruns auswendig lernen… auch für mich ist der Unterricht eine gute Wiederholung und Auffrischung der französischen Grundlagen!
Das Französisch, was hier gesprochen wird ist ganz anders, als das Französisch, was ich gewohnt bin. Am Anfang habe ich wenig verstanden, aber mittlerweile geht es. Alle geben sich Mühe und sprechen langsam mit mir.


Zwischen 18h und 19h muss ich wieder zu Hause sein. Dann gibt es Abendbrot und um spätestens 22h sind alle im Bett.
Sonntags ist Haushaltstag. Meine Gastmutter und ich stehen um 7h auf, um auf den Markt zu gehen. Der Markt ist eine kleine Welt für sich. Als ich das erste Mal dort war, dachte ich „ja, das ist Afrika, genau so habe ich es mir vorgestellt“.
Viele Frauen standen und saßen herum. Einige schliefen auch einfach. Vor ihnen lagen, auf dem Boden oder auf klapprigen Ständen, kleine, oft pyramidenartige Haufen mir überwiegend unbekannter Lebensmittel.


Wieder zu Hause angekommen geht’s ans Wäsche waschen und zwar per Hand! In den ersten Wochen hatte ich überall Blasen, aber inzwischen wurde mir eine weniger schmerzhafte Technik beigebracht ;)


Nachmittags gehe ich in die Stadt, zu einem älteren Ehepaar, die vor 10 Jahren erblindet sind. Die Organisation hat die beiden in ihre Obhut genommen und hilft ihnen bei Einkäufen auf dem Markt und Wasser holen. Die beiden sind unheimlich nett, freuen sich immer, wenn ich komme und erzählen mir Geschichten von früher.


Das Wetter ist ganz angenehm. Wir haben beständige 25°C. Morgens ist es meistens bewölkt und mittags kommt die Sonne raus. Momentan ist Regenzeit. Alle 2-3 Tage schüttet es aus Eimern, sodass man denkt, dass die Welt über einem zusammenbricht! Das wird sich aber Anfang November ändern, wenn die Trockenzeit beginnt.


Liebste Grüße
Eure Fine

Die kaputte Hauswand. Stand: November 2011

Vor einiger Zeit stürzte eine Hauswand in der Wohnung des von uns betreuten blinden Ehepaares ein. Da die Regenzeit in diesem Jahr länger dauerte, wurde dadurch das Haus von Roger und Thérèse schwer beschädigt. Die Helfer von „Sources-d’Espoir“ vor Ort (Dieudonné, Pierre, Fine und Hippolyte) haben schnell reagiert. So hat man mit vereinten Kräften die Hauswand von Roger und Thérèse wieder aufgebaut und alle Schäden beseitigt.

Wir, wie auch Roger und Thérèse bedanken uns bei allen Helfern mit einem großen

 

DANKESCHÖN !



Stand: Janur 2012

Haaallooooo


Ich wünsche allen ein frohes neues Jahr 2012!
In den letzten 2 Monaten ist hier so einiges passiert...
Ich habe Taufe, Hochzeit und Beerdigung miterlebt und bin ein wenig im Land umher gekommen. Ich habe einen Eindruck vom Leben in der Stadt bekommen und kann nun sagen, dass ich eigentlich ganz froh bin in so einem kleinen Dorf zu wohnen.

 

Der Lärm, die Abgase und der Staub in Bafoussam, Douala und Yaoundé (3 der größten Städte Kameruns) waren unglaublich! Die Autos – überwiegend Taxis – hupen am laufenden Band. Der Verkehr ist ein einziges Chaos. Von Verkehrsregeln hat hier glaube ich noch keiner etwas gehört. Es gibt so gut wie keine Ampeln und wenn doch wird das rote Licht gerne übersehen.

 

Alle drängeln, überholen auf der Gegenspur, quetschen sich durch enge Lücken, halten mitten auf der Straße an, um mit irgendwem zu quatschen… ein Wunder, wenn man irgendwann doch an seinem Ziel ankommt!


Aber die Stadt hat auch seine Vorteile, wenn man z.B. das Angebot auf den Märkten betrachtet, von den Supermärkten (so was gibt’s in Nanga Eboko gar nicht) ganz zu schweigen. Ich habe viele neue Lebensmittel kennengelernt und probiert.
Die Arbeit in der Organisation geht gut voran und macht mir weiterhin großen Spaß.

 

Wir sind gerade dabei für jedes Waisenkind eine eigene Akte anzulegen. (mit Geburtsurkunde, Passfoto  etc.) Das hört sich leichter an, als es ist. Viele Kinder haben nicht einmal eine Geburtsurkunde. Teilweise kennen weder sie selbst, noch ihre Verwandten den richtigen Geburtstag geschweige denn ihr Alter.
Anfang Dezember bin ich mit einigen Studenten zu einer der Witwen gefahren, die die Organisation betreut, um mit vereinten Kräften ihre eingestürzte Mauer wieder aufzubauen.

 

Am 18. Dezember haben wir mit den Kindern Weihnachten gefeiert. Das Fest musste so frühzeitig organisiert werden, da die Kinder schon Ferien hatten und viele in der darauffolgenden Woche zu ihren Verwandten fuhren, einschließlich meiner Familie.
Mein Gastvater ist vorher nach Douala gefahren, um mit einer Weihnachtsgeldspende Geschenke für die Kinder zu kaufen, die wir dann zusammen mit einigen von mir mitgebrachten Spielsachen verpackt haben.


Die von euch zusammengestellten Pakete (7 an der Zahl!!) sind übrigens am 29.11. auf Reise gegangen und werden voraussichtlich (leider erst) am 25.01.2012 hier eintreffen.
An dieser Stelle möchte ich mich schon einmal bei allen Beteiligten bedanken, die diese Paketsendung möglich gemacht haben!!!
Wir werden dann einfach ein zweites Weihnachtsfest  feiern, was den Kindern sicherlich ganz gut gefällt.


Die Weihnachtsfeier war ein voller Erfolg! Die Kinder haben sich riesig über ihre Geschenke gefreut. Es wurde gesungen, getanzt, gebetet und geredet. Alle Anwesenden wurden mit Kuchen, Keksen, Popcorn und Pepsi versorgt und die moderne Technik hat uns sogar eine Liveübertragung nach Berlin zu Rachel (Mitgründerin der Organisation) und Viola (engagierte Unterstützerin) ermöglicht.


Das Weihnachtsfest mit meiner Gastfamilie in Douala war auch sehr schön. Besonders gefreut habe ich mich über die Weihnachtsdeko. Ohne die kleinen, kitschigen Plastikweihnachtsbäume mit Glitzergebaumel, die vor einigen Geschäften standen, wäre ich wohl gar nicht in Weihnachtsstimmung gekommen.

 

Den 24. haben wir bei den Eltern meiner Gastmutter verbracht. Abends gab es „foie gras“ – eine französische Spezialität und zum Nachtisch Eis & Kuchen. Nach dem Festmahl wurde bis in die Morgenstunden getanzt.
Den 31. und 01.01 habe ich in Kribi verbracht - eine kleine, aber feine Küstenstadt am Atlantik. Um 0h waren wir im 25°C warmen Meer und haben uns die Feuerwerke am Strand angeguckt. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde! Anschließend wurde wieder getanzt und mit Guinness angestoßen.


Am nächsten Morgen konnte ich dann die traumhafte Landschaft bei Tageslicht betrachten – Jetzt weiß ich, wie es im Paradies aussieht! Weiße, leere Strände, Palmen mit Kokosnüssen… auf der einen Seite Meeresrauschen, auf der anderen die Urwaldgeräusche… Natur pur! Keine Bettenhochburgen, Strandkörbe, Liegestühle, Sonnenschirme oder Eisverkäufer… einfach nur Wasser, Strand und Urwald. WUNDERSCHÖN!

 

Liebste Grüße
Fine